Der Horizont ist ein Phänomen, das umso rätselhafter wird, je mehr einer darüber nachsinnt. Nie greifbar oder erreichbar, erhebt sich die Frage nach seiner Wirklichkeit. In der Natur verstehen wir unter Horizont die gedachte Trennlinie zwischen Himmel und Erde, zwischen Luft und Wasser. Es gehört zu den Vorteilen der Malerei, dieses uralten Mediums, das sich mit Ölfarbe ausdrückt, dass allein hier der gemalte Horizont auf der Leinwand seine reale Wirklichkeit hat. Um solche und ähnlich gelagerte Probleme kümmert sich der Münchner Maler Rasso Hecker. In der Einzelausstellung in der Schwabinger Galerie zeigt er großformatige Gemälde aus den letzten zwei Jahren. An ihre Seite treten mittelformatige Papierarbeiten, bei denen der Künstler aber der Ölfarbe treu bleibt. Neben dem Horizont-Problem beschäftigt den Künstler derzeit vor allem die Frage nach dem Umspringen von Vorder- in den Hintergrund. Welche Farbe drängt sich nach vorne, welche zieht die Wirkung aus der Tiefe des Raums vor? Auf dunkelblau grundierten Leinwänden arbeitet sich der Maler Schicht für Schicht, Arbeitsgang für Arbeitsgang ins Helle,
metaphorisch gesprochen ins Licht, vor. Dabei entstehen auf den Leinwänden Farbpolaritäten, die den Blick bahnen und die das Geschehen aufden zumeist in deutlichem Querformat gehaltenen
Gemälden rhythmisieren.
Rüdiger Heise in Applaus 1/2 2011