GALERIE KAYSSER :: ANDREA KAYSSER ::


"Schwarz + Grün"


Holzskulpturen und Holzschnitte von
Franz Xaver Angerer aus Inzell

und


Gemälde und Papierarbeiten von
Andreas Pytlik aus Schnaitsee

Eröffnung am Samstag 19. September 2015 um 17 Uhr.

Die Künstler sind anwesend.
Einführung: Wolfgang von Wasielewski
Ausstellung bis Sonntag, 22. November 201

 

 

Ansichten der Natur

 

Was hat die Farbe Grün mit dem Material Holz gemeinsam? In unserer Kultur werden beide mit der Natur in eins gesetzt. Holz betrachten wir als das natürliche Baumaterial schlechthin. Der grüne Rasen, die grünen Blätter, die grüne Wiese sind uns Bilder der Natur und ihrer Frische. Die Herbstausstellung „Schwarz+Grün“ in der Galerie Kaysser im oberbayerischen Ruhpolding befasst sich mit zwei Sichtweisen auf die Natur, wie sie uns von zwei Künstlern aus der Region – Andreas Pytlik und Franz Xaver Angerer – vermittelt werden. Andreas Pytlik, gebürtiger Münchner, Jahrgang 1962, konzentriert sich in seiner Kunst seit 1998 auf die Farbe Grün in allen ihren Aspekten, Assoziationen und Bedeutungen. Ausgehend von der Malerei hat er sich zu einem Konzeptkünstler in Sachen Grün entwickelt. Franz Xaver Angerer, geboren 1953 in Hammer/Siegsdorf, arbeitet als Bildhauer und Druckgrafiker mit dem Holz als Material.

In der Ausstellung werden Holzskulpturen und Holzschnitte des Künstlers, der ein Freiluft-Atelier in Inzell unterhält, zu sehen sein. Wenn die Arbeiten Angerers im Kunstraum ausgestellt sind, fällt eines als erstes auf: Sie sind von rabenschwarzer Farblichkeit. Die natürliche Holzfarbe, zwischen Gelb- und Brauntönen in gewaltiger Bandbreite wechselnd, findet sich hier nicht. Denn Franz Xaver Angerer macht seine Holzskulpturen durch das Konservierungsverfahren der Verkohlung haltbar und durch dieses Verfahren erhalten sie ihre schwarze Farbe. Dadurch wirken sie aus dem Naturraum herausgelöst und in einen ganz eigenen Kultur- und Kunstraum hineingestellt. Der Kulturationsprozess, der sich zumeist unsichtbar vollzieht, erscheint hier als Verwandlung von Naturdingen in Gegenstände der Kunst sichtbar im Vollzug selbst. Holz eignet sich aus zwei Gründen in besonderem Maße als Grundstoff für das künstlerische Arbeiten: Es leistet dem künstlerischen Einwirkenwollen Widerstand. Allerdings erfolgt dieser Materialwiderstand in einer Weise, die beim Künstler zur Selbstkorrektur führt. Wenn man es so sehen will, kommt dem Holz in gewisser Weise ein Moment des Selbstschöpferischen zu. Holz arbeitet in der Natur, aber zugleich scheint auch die ganze Natur mit Vorsicht metaphorisch gesprochen wie Holz zu arbeiten.

Für Andreas Pytlik ist die Farbe Grün Dreh- und Angelpunkt seines künstlerischen Wirkens, also seine Grundfarbe. Dabei weiß er natürlich, dass Grün durch eine Mischung aus Gelb und Blau entsteht. Das Grün ist also im Sinne der Farbtheorie keine der Grundfarben, aus denen sich die bekannten Farbsysteme und Farbräume herleiten, sondern eine gemischte, eine abgeleitete Farbe. Diese Zusammenhänge warnen den Betrachtenden seiner Kunstwerke vor möglichen naturalistischen Kurzschlüssen und Missverständnissen. Dass die Farbe Grün in der Natur oft vorkommt, bedeutet eben nicht ihre Gleichsetzung mit Natur, nicht einmal eine privilegierte Stellung in der Natur und ihrer Wahrnehmung. Blau, Weiß und Braun bereiten dem Grün in der Natur starke Konkurrenz. In seinen Bildern und Installationen zeigt der Künstler aber die besonderen Eigenschaften des Grünen auf, die bewirken, dass wir Grün als Metapher, gar als Symbol für Natur deuten. Grün vermittelt zwischen den Grundfarben Blau und Gelb. Es ist der Dialog, der verbindende Weg zwischen den Extremen. Auch das Grün der Knospe und das Grün beginnender Fäulnis verbinden die Extreme, hier von Wachsen und Vergehen. Wenn das Wort Grün im Sprichwort als die Hoffnung benannt wird, bezieht sich diese Hoffnung gerade auf die verbindende, Extreme überwindende Kraft dieser Farbe oder anders gewendet: Grün vermag auch zwischen Wort und Farbe, zwischen Sprache und Bild zu vermitteln. Diese gewaltige vermittelnde, moderierende Leistung der Farbe Grün fassen die Arbeiten von Andreas Pytlik in bildliche Wahrnehmung.

Rüdiger Heise

 

 

 

 

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