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Noch bis zum

Samstag, den 06. Juli 2013

Ausstellung

„Die kontakte der Zeichner

mit Werken von

Anne Pincus und

Marc Dietel.

 

 

 

Vom Kontrakt zum Kontakt

Vom „Kontrakt des Zeichners“, jenem opulenten Kostümfilm Peter Greenaways aus dem Jahr 1982 mit der eingängigen Minimal Music aus der Feder von Michael Nyman, zu „Den Kontakten der Zeichner“, der Frühjahrsausstellung der Galerie Kaysser in Ruhpolding, sind es wenige Buchstaben. Unter Kontakten sind hier Anschlusspunkte zu verstehen, an denen sich die beiden ausgewählten Künstler – Anne Pincus und Marc Dietel – mit ganz unterschiedlichen Diskursen, Fragestellungen und Bildwelten verbinden.

Anne Pincus

Anne Pincus

(Anne Pincus, "o.T.", 2013, 83x120cm, Öl auf Leinwand)

 

Die malerische Wiedergabe von Gärten und das elaborierte Zeichensystem topografischer Landkarten, in denen der dreidimensionale Raum durch Zeichen und Symbole zweidimensional abgebildet wird, verbindet die australische, in München lebende Künstlerin Anne Pincus in ihrer aktuellen Werkreihe. Dass auch jeder Garten als ein jeweils spezifisches Zeichensystem zu gelten hat, ist hierzulande im Unterschied etwa zu Frankreich wenig präsent. Die Überblendung beider Zeichensysteme in den neuen Werken der gebürtigen Melbournerin lässt Bild- und Symbolwelten entstehen, die, obwohl im Detail durchaus geläufig, doch in ihrer Gesamtbedeutung für die Betrachter rätselhaft werden und möglicherweise auch geheimnisvoll und unscharf bleiben. In christlich geprägten Weltteilen verweist der Garten stets in einem seiner zahlreichen Bedeutungsaspekte auf das Paradies. Die Mühe der Gartenplanung und -anlage, für die Symbole aus den topografischen Kartenwerken durchaus als Metaphern einstehen können, deutet auf den Charakter des Paradieses als eines verlorenen hin. Von Menschen gemachte Gärten als Sinnbilder des verlorenen Paradieses zu sehen mag jedenfalls ein Deutungsvorschlag sein, den diese Gemälde aus dem Münchner Westend, in dem Anne Pincus ihr Atelier hat, erlauben. Doch die Malerin fingiert nicht nur das Dreidimensionale auf der Leinwandfläche, sie arbeitet selbst auch plastisch mit Objekten im Raum. Dabei bedient sie sich auffallend leichter, durchscheinender Materialien, mit denen sie die Grundkraft der Erdanziehung überlistet und den Eindruck der Schwerelosigkeit erzielt.

 

Marc Dietel

Anne Pincus

(Marc Dietel, "Nr.883-10", 2013, 9 x 21cm, Buntstift und Bleistift auf Papier)

 

Darüber, dass der in Maisach bei München lebende Marc Dietel ein Meister der unilinearen Zeichnung ist, bei der eine Figur durch einen ununterbrochenen Zeichenstrich entsteht, ist bereits vieles geschrieben worden und an den gegebenen Orten nachlesbar. Nicht die formale Geschlossenheit des zeichnerischen Werks soll hier Thema sein, sondern seine inhaltliche Ausrichtung. Neben seinen als autonome Kunstwerke geltenden Zeichnungen stehen gleichberechtigt die Skulpturen des Künstlers, der 1966 in Mainz zur Welt kam. Für Marc Dietel steht der Mensch im Mittelpunkt des Interesses. Was treibt ihn um? Welche Ängste halten ihn besetzt? Woran heften sich seine Illusionen? Wovon träumt der Mensch? Für diese Fragen nach den Bedingungen des Menschseins, akademisch gesprochen der „conditio humana“, findet der Zeichner und Bildhauer immer wieder überraschende Sujets und Lösungen, seien es kippende Statuen, großkopfige Figuren, von ferne an Horst Antes’ Kopffüßler erinnernd, oder eine Art Porträt, auf dem Plüschtiere den Ohren entsprungen zu sein scheinen. Gerade dem hier aufscheinenden Verhältnis des Menschen zu seinen Mitgeschöpfen, den Tieren, widmet Marc Dietel immer wieder seine künstlerische Fantasie.

Rüdiger Heise

 

 

 

 

 

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